Filmanalyse "Lemon Tree" > Figurenkonstellation und Charaktere
Charaktere
Salma Zidane
Salma Zidane ist eine verwitwete Palästinenserin mittleren Alters, deren Mutter früh gestorben ist, sodass sie mit ihrem Vater aufwächst und sich seit Kindestagen um den Zitronenhain kümmert. Sie führt ein einfaches Leben in der West Bank direkt an der Grenze zu Israel. Mit ihrem bereits verstorbenen Mann hat sie drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Dieser lebt in den USA , die eine Tochter im Gaza-Streifen und die andere ebenfalls in der West-Bank. Zu ihnen hat sie nur sporadisch Kontakt, sodass ihr einziger Weggefährte ihr Baumpfleger ist, den sie seit ihrer Kindheit kennt und der sich väterlich um sie sorgt. Tagtäglich pflegt sie ihre Zitronenbäume, erntet und macht aus den Früchten Limonade, die sie ihren Gästen anbietet. Sie beschreibt sich selbst als einsam. Wenn Salma auf andere Menschen trifft, ist sie freundlich, aber bedacht und zurückhaltend und zieht sich ihr Kopftuch über. Ihre Wut über die Umstände zeigt sie das einzige Mal in der Szene, in welcher ihre Zitronen für die Feier nebenan genommen werden. Hier wirft sie sich zwischen ihr Hab und Gut und die fremden Männer und verliert kurzzeitig die Kontrolle über sich (vgl. 01:00:00). Bezeichnend ist die Armut, die Salma und ihre Landsleute umgibt, sodass der Verlust des Hains für sie der Tiefpunkt ist. Trotz ihrer Schicksalsschläge ist sie eine sehr stolze Frau, und genießt die Aufmerksamkeit, die Ziad ihr entgegenbringt. Dennoch ist ihr bewusst, dass die Beziehung keine Zukunft hat und verbannt ihn nach dem Prozess aus ihrem Leben.
Mira Navon
Mira Navon ist die Frau des israelischen Verteidigungsministers Israel und zieht mit ihm in ein neues Heim an der Grenze zur West Bank. Sie befindet sich durch die Hochzeit in den gehobenen Kreisen ihres Landes, hat eher wenige Freunde und lebt vorwiegend allein im großen Haus, wenn ihr Mann auf Geschäftsreisen ist. Von den Angestellten und Möbelpackern fühlt sie sich vereinzelt nicht ernst genommen und es ist zu vermuten, dass ihr die Rolle, die sie als Ehefrau Israels einnehmen sollte, unklar ist. Israel und sie haben ihre Tochter Siggi adoptiert, da er nicht für ein eigenes Kind bereit war. Später stellt sich heraus, dass sie gern ein eigenes Kind hätte, aber dafür die Zeit zu spät und Israel nicht bereit sei. Zuerst äußert Mira die Angst vor dem Ort und den einsamen Nächten ohne ihren Mann, was sich im weiteren Verlauf allerdings in das Gegenteil verkehrt. Im Laufe des Films kennzeichnet sie ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden und redet gegen ihren Mann. Als dieser sie zur Unterzeichnung der Richtigstellung drängt, ist sie hin- und hergerissen und gibt dem Druck schließlich nach, wodurch sie in eine emotionale Krise stürzt und sich zur Trennung entschließt.
Ziad Daud
Ziad Daud ist Palästinenser und zum Jurastudium nach Moskau gegangen, wo er eine Frau kennenlernte, mit der er eine Tochter hat. Als sie sich trennten, ging er vor zwei Jahren zurück in die West-Bank und machte dort sein Anwaltsbüro auf. Seither hat er seine Tochter nicht gesehen und verdrängt die Gedanken an sie, erzählt Salma aber später, dass er sie nach dem Prozess besuchen möchte. Mit dem Prozess um den Zitronenhain erlangt er öffentliche Aufmerksamkeit und gibt am Ende des Films seine Verlobung mit der Tochter eines Ministers bekannt, die er aus Moskauer Zeiten kennt. Ziad kann als ruhig und gewissenhaft beschrieben werden, macht Salma viele Komplimente und unterstützt sie in ihrem Kampf. Allerdings geht er mit Salma sehr vorsichtig um und weiß um das Verbot ihrer Beziehung. Bezeichnend ist, dass er wiederholte Male an seinen Fingern schnuppert, um in Erfahrung zu bringen, ob diese noch nach den Fisch riechen, den er gern isst.
Israel Navon
Israel Navon ist kürzlich zum neuen Verteidigungsminister Israels gewählt worden und zieht zusammen mit Mira in eine Villa am Rande Israels. Er ist sehr darauf bedacht, sich konform zu verhalten, um nicht anzuecken und sein Amt nach den Wünschen anderer zu führen. Mit seiner Sekretärin führt er ein vertrautes Verhältnis, wobei zu vermuten ist, dass beide ein Verhältnis miteinander haben. Im Streit mit Mira lässt er sich nicht auf ihre Position ein, sondern geht davon aus, dass der israelische Geheimdienst schon wisse, was er tue und er sich deshalb nicht gegen diesen stellt. Auffällig oft paraphrasiert er in Interviews die Worte seines Vaters, die jedes Mal das Gegenteil von dem meinen, wofür Israel letztlich steht. Er sagt beispielsweise, sein Vater sei Landwirt gewesen und dass Bäume Lebewesen sein, was entgegen seiner Handlungen. Diese Widersprüchlichkeit Israels greift Mira in einem Gespräch mit ihrer Freundin auf. Hier wird deutlich, dass er Probleme mit seinem Vater gehabt habe und deshalb wohl nicht dazu bereit war und ist, ein eigenes Kind zu haben (vgl. 01:09:50).