Anerkennung im Film > Verlust von Gemeinschaft
Verlust von Gemeinschaft
In „Lemon Tree“ wird neben der Problematik des Nahostkonflikts auch der Verlust der Gemeinschaft verhandelt. In Salmas Fall ist sie Teil der Dorfgemeinschaft zu der sie ihr ganzes Leben über angehörte und in der ihr verstorbener Mann großes Ansehen genoss. Aus diesem Grund sucht sie in der Szene im Teehaus auch einen Dorfbewohner auf, von dem sie sich Hilfe verspricht (vgl. Identität und Gemeinschaft). Für sie unerwartet und schmerzlich erfährt sie keine Unterstützung und Orientierung, sondern immer wieder Drohungen im weiteren Verlauf des Films, da sie die Ehre ihres verstorbenen Mannes beschmutze (vgl. 00:58:10). Dementsprechend steht Salma nicht nur allein da, vielmehr wird ihr Kampf um die eigene Existenz verachtet und als schändlich beurteilt. Es sollte an dieser Stelle bemerkt werden, dass die Palästinenser muslimisch geprägt sind und nicht nach den westlichen Anschauungen funktionieren. Religiöse und kulturelle Konstrukte, wie Ehre und die Stellung der Frau, sind mit den westlichen Werten unvereinbar.
Der Verlust von Gemeinschaft heißt nach Taylor insbesondere der Verlust der tradierten Rollen: „(...) der Kontext, der bestimmte, was die Menschen als für sich wichtig ansahen, war in hohem Maße von ihrem Platz innerhalb der Gesellschaft und den mit ihm gesetzten Rollen und Tätigkeiten abhängig“ (Taylor 2009, 19). Insofern hat eine Witwe in islamisch geprägten Gesellschaften bestimmte Rechte und Pflichten, an denen sie sich orientieren muss und durch die sie sich definieren kann. Weil Salma seit der Bedrohung ihrer Existenz dies nicht mehr aufrechterhalten kann, ist sie gefordert sich gegen diese Bestimmungen zu verhalten. Nach Taylor bestimmt sie ihre Identität „(...) sogar im Kampf mit dem, was (...) [ihre] signifikant Anderen in (...) [ihr] sehen wollen“ (ebd., 20). Den Konformitätsdruck, mit dem sie konfrontiert ist, nimmt sie wahr, aber hält ihn für den Erhalt ihrer Identität aus (vgl. ebd., 18). Aufgrund der Drohungen des Dorfbewohners wird Salma die Anerkennung innerhalb der Gemeinde verweigert und setzt sie zudem unter Druck. Insbesondere die Beziehung zu Ziad wird als nicht ehrbar und verboten verschrien, sodass sie diesbezüglich gehemmt ist. Im Film ist dies ein Indiz für eine Art Repressionsinstrument, welche die Verweigerung von Anerkennung sein kann (vgl. ebd., 23). Neben der Repressionen aus der Gemeinde soll Salma ihr Lebensinhalt und -unterhalt weggenommen werden, der Zitronenhain. Die enge Beziehung zu diesem sollte im Verlauf der Arbeit deutlich geworden sein und auch die Vermenschlichung der Bäume intensiviert die identitätsstiftende Wirkung auf Salma. Der Verlust der Bäume kann folglich als Identitätsverlust angesehen werden.
Der Verlust von Gemeinschaft heißt nach Taylor insbesondere der Verlust der tradierten Rollen: „(...) der Kontext, der bestimmte, was die Menschen als für sich wichtig ansahen, war in hohem Maße von ihrem Platz innerhalb der Gesellschaft und den mit ihm gesetzten Rollen und Tätigkeiten abhängig“ (Taylor 2009, 19). Insofern hat eine Witwe in islamisch geprägten Gesellschaften bestimmte Rechte und Pflichten, an denen sie sich orientieren muss und durch die sie sich definieren kann. Weil Salma seit der Bedrohung ihrer Existenz dies nicht mehr aufrechterhalten kann, ist sie gefordert sich gegen diese Bestimmungen zu verhalten. Nach Taylor bestimmt sie ihre Identität „(...) sogar im Kampf mit dem, was (...) [ihre] signifikant Anderen in (...) [ihr] sehen wollen“ (ebd., 20). Den Konformitätsdruck, mit dem sie konfrontiert ist, nimmt sie wahr, aber hält ihn für den Erhalt ihrer Identität aus (vgl. ebd., 18). Aufgrund der Drohungen des Dorfbewohners wird Salma die Anerkennung innerhalb der Gemeinde verweigert und setzt sie zudem unter Druck. Insbesondere die Beziehung zu Ziad wird als nicht ehrbar und verboten verschrien, sodass sie diesbezüglich gehemmt ist. Im Film ist dies ein Indiz für eine Art Repressionsinstrument, welche die Verweigerung von Anerkennung sein kann (vgl. ebd., 23). Neben der Repressionen aus der Gemeinde soll Salma ihr Lebensinhalt und -unterhalt weggenommen werden, der Zitronenhain. Die enge Beziehung zu diesem sollte im Verlauf der Arbeit deutlich geworden sein und auch die Vermenschlichung der Bäume intensiviert die identitätsstiftende Wirkung auf Salma. Der Verlust der Bäume kann folglich als Identitätsverlust angesehen werden.
Als Frau des Verteidigungsministers wird Mira die Seite sowie das Gedankengut der israelischen Politik zugeschrieben. Im Laufe des Films lernt sie immer mehr Salmas Position zu verstehen und bezieht Stellung zu ihr und agiert infolgedessen gegen ihren eigenen Mann (vgl. Starke Frauen). Mira erhält von israelischer Seite keine Unterstützung beziehungsweise Anerkennung, mit Ausnahme der Journalistin und zugleich Freundin. Selbst ihre Tochter, die von den Eheproblemen ihrer Eltern weiß, stellt die Ehe über die Gefühle ihrer Mutter (vgl. 01:22:30). Somit sieht sich Mira damit konfrontiert, dass ihre Meinung in der Gemeinschaft nicht akzeptiert und somit das Leben, das sie führt, ihren Ansprüchen nicht mehr gerecht wird. Sie stürzt in eine tiefe Krise ehe sie ihren Mann nach dem Prozess verlässt. Durch Mira, die den Prozess aus Menschlichkeit heraus betrachtet, werden die Ungerechtigkeiten der israelischen Politik sowie die Paradoxien, mit denen die Israelis leben, erzählt. In diesem Zusammenhang kann davon ausgegangen werden, dass Mira sich selbst und ihrer Lebensvorstellung treu bleibt: „Bin ich mir selbst nicht treu, so verfehle ich die Aufgabe meines Lebens; ich verfehle das, was Humanität für mich bedeutet“ (Taylor 2009, 18). Durch den Konformitätsdruck, den ihr Familie und israelische Gemeinschaft auferlegen, wird ihr moralisches Empfinden auf die Probe gestellt, was ihre tiefe Krise erklären würde (vgl. ebd.). Mira befindet sich als Frau des Verteidigungsministers in einer Position, in welcher sie die Arbeit ihres Mannes unterstützen und sich das Beste für ihr Land wünschen sollte. Doch Mira zweifelt die vorherrschenden Gegebenheiten an und wehrt sich dagegen „ein Sklave der ,Meinung‘“ zu sein (ebd., 31; vgl. ebd., 22). Anlehnend an Kant, hat sie sich ihre eigene Vorstellung vom „guten Leben“ entwickelt, indem sie sich von den Wertevorstellungen ihres Mannes distanziert (ebd., 43).