Anerkennung im Film > Identitätsfindung durch (Nicht-)Anerkennung
Identitätsfindung durch (Nicht-)Anerkennung
Taylor ist der Auffassung, dass die Identität eines Menschen maßgeblich von Liebesbeziehungen beeinflusst werden (vgl. Bedeutung Liebesbeziehung). Da Salmas Ehemann vor Jahren gestorben ist, lebt sie seither allein und ohne einen neue Beziehung eingegangen zu sein. Als sie Ziad kennenlernt, ist ihr Leben aus den Fugen geraten und er ihr einziger Anker, um das Leben, wie sie es kannte, aufrechtzuerhalten. Nach Taylor ist „die ,Beziehung‘ (...) der zentrale Ort der Selbstentdeckung und Selbstbestätigung“ (Taylor 2009, 23). Nach jahrelanger Abstinenz empfindet sie Zuneigung für Ziad und erfährt diese im Gegenzug auch von ihm. Er kommt ihr nah, lobt ihren Kampfgeist und bezeichnet sie als schön und mutig. Ziad erkennt das Besondere an ihr und das, was Salma eigentümlich ist, an. Die These Taylors lautet hierzu, dass ein Mensch nur anerkannt werden kann, wenn das Besondere an ihm geschätzt wird (vgl. ebd., 26). Aufgrunddessen wird es Salma wahrscheinlich leichter fallen, den Mut zu dem Prozess aufzubringen und sich über die Konventionen ihrer Gemeinde zu stellen. Diesen Stolz beschreibt Taylor in Anlehnung an Rousseau folgendermaßen: „Wir werden aufgefordert, aus jener Dimension des menschlichen Lebens herauszutreten, in der es darum geht, sich einen guten Ruf zu verschaffen oder andere in Verruf zu bringen“ (ebd., 32). Die Liebe zwischen Salma und Ziad ist im Film allerdings nur vorläufig, nämlich auf die Zeit des Prozesses beschränkt. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sie für beide auch identitätsstiftend ist, da ihnen am Ausgang des Prozesses gelegen ist, Salma als Betroffene und Ziad als Palästinenser. Taylor geht sinngemäß davon aus, dass, wenn wir Wünsche und Vorlieben mit einer Person teilen, sie Teil der eigenen Identität wird: „Wenn mir manche Dinge, die ich für besonders wertvoll halte, nur in der Beziehung zu dem Menschen, den ich liebe, zugänglich werden, dann wird dieser Mensch ein Teil meiner Identität“ (ebd., 21). Nach dem Prozess ist demzufolge die Arbeit auf ihr gemeinsames Ziel hin beendet und aus Salmas Sicht sogar fehlgeschlagen. Gepaart mit dem Druck aus ihrer Gemeinde und den Gerüchten um eine mögliche Beziehung zwischen Ziad und der Tochter des Verteidigungsministers, sagt sie noch vor dem Urteil zu Ziad: „Danach werden wir uns sicher nie wieder sehen“ (01:25:40) sowie „Lass uns nichts sagen, was wir später bereuen werden“ (01:26:25) und kündigt damit das Ende der Liebschaft an.
Miras Platz in der israelischen Gesellschaft ist als Frau des Verteidigungsministers der an seiner Seite. Seit Prozessbeginn sieht sie sich einerseits mit einer Seite ihres Mannes konfrontiert, die sie vermutlich noch nicht kannte und andererseits ist sie selbst im Prozess involviert, als Nachbarin der Geschädigten und Frau des Mannes, der für die Abholzung des Zitronenhains ist, welcher sie wiederum seit dem Einzug tagtäglich begleitet. Mira beginnt also die Politik und Wertevorstellung ihres Mannes anzuzweifeln und scheitert im Versuch, ihn eines besseren zu belehren (vgl. Taylor 2009, 22). Diese Situation gipfelt darin, dass sie nach ihrem Interview ihre Aussagen revidieren soll, was sie unter all dem Druck ihres Mannes letztlich tut. Er verkennt hier ihre eigenständige Handlung und Meinung und sieht lediglich seinen Ruf in Politik und Gesellschaft geschädigt, sodass Mira „ein Sklave der ,Meinung‘“ ist (ebd., 31). Sie gerät demzufolge in die zuvor angesprochene Krise, was zeigt, „wie verletzlich sie [die Identität] ist, sofern ihr Anerkennung vorenthalten bleibt“ (ebd., 23). Am Tag des Urteils geht sie entgegen des Rats der Tochter zu diesem und verlässt im Anschluss daran ihren Mann und weiß folglich ihre „eigene Integrität gegen unverdiente Anfeindungen und Schmähungen von außen wohl zu behaupten“ (ebd., 32). Mira findet nicht mehr die Erfüllung, die ihr Mann ihr zuvor gab, und ist herausgetreten aus dem Schatten seiner Anschauungen.
Beide Frauen kommen sich im Film nur sehr zaghaft näher und schauen sich meist über den Zaun hinweg an. Salma fängt an Mira zu schätzen, da diese nichts sagt, wenn sie sie unerlaubterweise ihre Zitronen pflücken und wässern sieht. Besonders angetan ist Salma von ihrer Entschuldigung, als für die Einweihungsfeier Zitronen gepflückt werden und sie die Wachen dabei erwischt. Mira wiederum kann Salmas Standpunkt nachvollziehen und würde genauso handeln (vgl. 00:30:35). Nachdem sie ihre Aussagen revidiert hat und in die Krise stürzt, versucht sie den Kontakt zu Salma herzustellen, wobei ein Wachmann ihr zuvorkommt und sie einsperrt (vgl. 01:20:45). Beide Frauen treffen im Film lediglich vor dem Urteil nah aneinander heran und lächeln sich an. Hier haben beide den Wert des Gegenübers anerkannt, nämlich von Frau zu Frau, sodass die „Anerkennung unter Gleichgestellten zustande kommt“ (Taylor 2009, 36). Dieser Anerkennungsprozess wird damit eingeleitet, dass sich die Frauen anschauen und ihre Grenzen austesten - Mira, was sie Salma durchgehen lässt und Salma, was sie machen darf, ohne dass Mira sie denunziert. Hiermit beginnt also das „Studium des Anderen“ (ebd., 59), wie Taylor es nennt, sodass deutlich wird, dass beiden ihre Gleichwertigkeit bewusst ist (vgl. ebd.).
Beide Frauen kommen sich im Film nur sehr zaghaft näher und schauen sich meist über den Zaun hinweg an. Salma fängt an Mira zu schätzen, da diese nichts sagt, wenn sie sie unerlaubterweise ihre Zitronen pflücken und wässern sieht. Besonders angetan ist Salma von ihrer Entschuldigung, als für die Einweihungsfeier Zitronen gepflückt werden und sie die Wachen dabei erwischt. Mira wiederum kann Salmas Standpunkt nachvollziehen und würde genauso handeln (vgl. 00:30:35). Nachdem sie ihre Aussagen revidiert hat und in die Krise stürzt, versucht sie den Kontakt zu Salma herzustellen, wobei ein Wachmann ihr zuvorkommt und sie einsperrt (vgl. 01:20:45). Beide Frauen treffen im Film lediglich vor dem Urteil nah aneinander heran und lächeln sich an. Hier haben beide den Wert des Gegenübers anerkannt, nämlich von Frau zu Frau, sodass die „Anerkennung unter Gleichgestellten zustande kommt“ (Taylor 2009, 36). Dieser Anerkennungsprozess wird damit eingeleitet, dass sich die Frauen anschauen und ihre Grenzen austesten - Mira, was sie Salma durchgehen lässt und Salma, was sie machen darf, ohne dass Mira sie denunziert. Hiermit beginnt also das „Studium des Anderen“ (ebd., 59), wie Taylor es nennt, sodass deutlich wird, dass beiden ihre Gleichwertigkeit bewusst ist (vgl. ebd.).