Charles Taylor > Identität und Gemeinschaft
Identität und Gemeinschaft
Was Taylor nun unter Identität im Rahmen seiner Anerkennungstheorie versteht, soll im folgenden Kapitel geklärt werden. Hierbei sei die Identitätsentwicklung von zwei Faktoren abhängig, sodass von einer Identitätsbildung aus der Gemeinschaft heraus und aus sich selbst heraus, gesprochen werden kann.
Identität aus sich selbst heraus heißt, jeder Mensch sollte das Recht haben, sein Leben nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten und niemand hat das Recht dies zu kritisieren (vgl. Taylor 1995, 54). Dieses Prinzip der Originalität beschreibt Taylor wie folgt: “Nicht nur, daß ich mein Leben nicht nach den Erfordernissen äußerlicher Konformität gestalten soll - außerhalb meiner selbst kann ich gar kein Modell dafür finden, wie ich mein Leben leben soll. Ich kann dieses Modell nur in mir selbst finden” (Taylor 2009, 18). Dieser Originalität sollte der Mensch treu sein und sie artikulieren, denn „indem ich sie artikuliere, definiere ich mich“ (ebd.). Die sogenannte „individualisierte Identität“ (ebd., 16) wird demzufolge ausschließlich in sich selbst gefunden und zielt auf Selbstverwirklichung. Der Mensch soll sich also selbst definieren, er soll den Unterschied zwischen sich und anderen herausfinden und sich seiner Originalität bewusst werden - so kann Selbstdefinition gelingen. Die Merkmale der Identität können hierbei Wünsche, Sinngebungen, Anschauungen und Vorlieben und die Fragen nach, wer man sei und woher man komme, sein (vgl. Taylor 1995, 44f). Diese Merkmale verlangen nun die Anerkennung von außen, was maßgeblich die Identität beeinflusst. Anerkennung verortet sich folgendermaßen auf zweierlei Ebenen. Auf der Ebene der persönlichen Beziehungen wird unsere Abhängigkeit von signifikant Anderen und das Leid, wenn diese uns verkennen, verdeutlicht. Insbesondere „Liebesbeziehungen sind nicht bloß deshalb wichtig, weil die moderne Kultur großes Gewicht auf die Befriedigung der elementaren Bedürfnisse legt; sie sind auch als Keimzelle der innerlich erzeugten Identität von hoher Bedeutung“ (Taylor 2009, S. 23). Auf der gesellschaftlichen Ebene, in Verkörperung der Politik, wird gleichheitliche Anerkennung praktiziert. Wird sie dieser nicht gerecht, dann kann sie den betroffenen Gruppen einen erheblichen Schaden zufügen, sodass „die Verweigerung von Anerkennung ein Repressionsinstrument sein kann“ (ebd.).
Identität aus der Gemeinschaft heraus versteht Taylor als grundlegend, wenn er davon ausgeht, dass jedem Menschen innerhalb einer Gesellschaft ein Wertekanon innewohnt. Um Unterschiede anzuerkennen, brauch es als Grundlage „einen Horizont, der uns gemeinsam ist“ (Taylor 1995, 62f). Dies bedeutet, dass das Individuum von der Gesellschaft abhängig ist und nur eine originelle Identität entsteht, wenn sie zuvor vom Umfeld anerkannt wird. Einerseits kann durch einen Austauschprozess die Anerkennung erlangt werden und andererseits kann genau dies scheitern (vgl. ebd., 57f). Demzufolge betont Taylor den gemeinsamen Wertekanon, der allen Individuen gemein sein soll und dazu beiträgt Unterschiede als gleichwertig betrachtet zu können (vgl. ebd., 62f).
Die These lautete also: „Meine eigene Identität hängt wesentlich von meinen dialogischen Beziehungen zu anderen ab“ (Taylor 2009, 21). Anhand von Interaktion mit der Umwelt und besonders mit uns wichtigen Menschen erlernen wir, in der Welt zu bestehen und unsere Identität zu formen. Anlehnend an George Herbert Mead wird die Entwicklung eines Menschen maßgeblich von dessen signifikant Anderen geformt und ist somit kein Prozess, der allein von innen heraus verläuft (vgl. ebd., 20, 23). Das geht so weit, dass „Wir (...) unsere Identität stets im Dialog und manchmal sogar im Kampf mit dem, was unsere ‚signifikanten Anderen‘ in uns sehen wollen [bestimmen]. Selbst wenn wir diesen Anderen irgendwann über den Kopf wachsen – unseren Eltern etwa – oder wenn sie aus unserem Leben verschwinden, setzt sich das innere Gespräch mit ihnen unser Leben lang fort“ (ebd., 20). Eben der hier angesprochene Kampf um Anerkennung kann auch scheitern und den Betroffenen tief verletzen, was die Abhängigkeit von den signifikant Anderen verdeutlicht (vgl. ebd., 23). Die Identität ist folglich angreifbar und zwar sowohl durch äußere Konformitätszwänge als auch durch das ausschließliche Beziehen auf sich selbst, wodurch „(...) womöglich die Fähigkeit (...) [verloren wird], auf die innere Stimme zu hören” (ebd., 18). Die Gemeinschaft bietet ihren Mitgliedern aufgrund eines Wertekanons Orientierung, legt ihnen aber auch Konformitätszwänge auf, sodass der Bedeutung der Gemeinschaft stetig weniger beigemessen wird und vermehrt vereinzelte soziale Bindungen als Fixpunkte angesehen werden. Eine diese Bindung kann die Liebesbeziehung zu einer anderen Person darstellen, um die es im Folgenden gehen soll.
Identität aus sich selbst heraus heißt, jeder Mensch sollte das Recht haben, sein Leben nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten und niemand hat das Recht dies zu kritisieren (vgl. Taylor 1995, 54). Dieses Prinzip der Originalität beschreibt Taylor wie folgt: “Nicht nur, daß ich mein Leben nicht nach den Erfordernissen äußerlicher Konformität gestalten soll - außerhalb meiner selbst kann ich gar kein Modell dafür finden, wie ich mein Leben leben soll. Ich kann dieses Modell nur in mir selbst finden” (Taylor 2009, 18). Dieser Originalität sollte der Mensch treu sein und sie artikulieren, denn „indem ich sie artikuliere, definiere ich mich“ (ebd.). Die sogenannte „individualisierte Identität“ (ebd., 16) wird demzufolge ausschließlich in sich selbst gefunden und zielt auf Selbstverwirklichung. Der Mensch soll sich also selbst definieren, er soll den Unterschied zwischen sich und anderen herausfinden und sich seiner Originalität bewusst werden - so kann Selbstdefinition gelingen. Die Merkmale der Identität können hierbei Wünsche, Sinngebungen, Anschauungen und Vorlieben und die Fragen nach, wer man sei und woher man komme, sein (vgl. Taylor 1995, 44f). Diese Merkmale verlangen nun die Anerkennung von außen, was maßgeblich die Identität beeinflusst. Anerkennung verortet sich folgendermaßen auf zweierlei Ebenen. Auf der Ebene der persönlichen Beziehungen wird unsere Abhängigkeit von signifikant Anderen und das Leid, wenn diese uns verkennen, verdeutlicht. Insbesondere „Liebesbeziehungen sind nicht bloß deshalb wichtig, weil die moderne Kultur großes Gewicht auf die Befriedigung der elementaren Bedürfnisse legt; sie sind auch als Keimzelle der innerlich erzeugten Identität von hoher Bedeutung“ (Taylor 2009, S. 23). Auf der gesellschaftlichen Ebene, in Verkörperung der Politik, wird gleichheitliche Anerkennung praktiziert. Wird sie dieser nicht gerecht, dann kann sie den betroffenen Gruppen einen erheblichen Schaden zufügen, sodass „die Verweigerung von Anerkennung ein Repressionsinstrument sein kann“ (ebd.).
Identität aus der Gemeinschaft heraus versteht Taylor als grundlegend, wenn er davon ausgeht, dass jedem Menschen innerhalb einer Gesellschaft ein Wertekanon innewohnt. Um Unterschiede anzuerkennen, brauch es als Grundlage „einen Horizont, der uns gemeinsam ist“ (Taylor 1995, 62f). Dies bedeutet, dass das Individuum von der Gesellschaft abhängig ist und nur eine originelle Identität entsteht, wenn sie zuvor vom Umfeld anerkannt wird. Einerseits kann durch einen Austauschprozess die Anerkennung erlangt werden und andererseits kann genau dies scheitern (vgl. ebd., 57f). Demzufolge betont Taylor den gemeinsamen Wertekanon, der allen Individuen gemein sein soll und dazu beiträgt Unterschiede als gleichwertig betrachtet zu können (vgl. ebd., 62f).
Die These lautete also: „Meine eigene Identität hängt wesentlich von meinen dialogischen Beziehungen zu anderen ab“ (Taylor 2009, 21). Anhand von Interaktion mit der Umwelt und besonders mit uns wichtigen Menschen erlernen wir, in der Welt zu bestehen und unsere Identität zu formen. Anlehnend an George Herbert Mead wird die Entwicklung eines Menschen maßgeblich von dessen signifikant Anderen geformt und ist somit kein Prozess, der allein von innen heraus verläuft (vgl. ebd., 20, 23). Das geht so weit, dass „Wir (...) unsere Identität stets im Dialog und manchmal sogar im Kampf mit dem, was unsere ‚signifikanten Anderen‘ in uns sehen wollen [bestimmen]. Selbst wenn wir diesen Anderen irgendwann über den Kopf wachsen – unseren Eltern etwa – oder wenn sie aus unserem Leben verschwinden, setzt sich das innere Gespräch mit ihnen unser Leben lang fort“ (ebd., 20). Eben der hier angesprochene Kampf um Anerkennung kann auch scheitern und den Betroffenen tief verletzen, was die Abhängigkeit von den signifikant Anderen verdeutlicht (vgl. ebd., 23). Die Identität ist folglich angreifbar und zwar sowohl durch äußere Konformitätszwänge als auch durch das ausschließliche Beziehen auf sich selbst, wodurch „(...) womöglich die Fähigkeit (...) [verloren wird], auf die innere Stimme zu hören” (ebd., 18). Die Gemeinschaft bietet ihren Mitgliedern aufgrund eines Wertekanons Orientierung, legt ihnen aber auch Konformitätszwänge auf, sodass der Bedeutung der Gemeinschaft stetig weniger beigemessen wird und vermehrt vereinzelte soziale Bindungen als Fixpunkte angesehen werden. Eine diese Bindung kann die Liebesbeziehung zu einer anderen Person darstellen, um die es im Folgenden gehen soll.